Die Geschichte der Brustimplantate

von Dr. med. Stephan Grzybowski, hanseatic-facelift

Die Brustvergrößerung bleibt unverändert der am häufigsten nachgefragte Eingriff in der plastischen Chirurgie. Gemäß der Daten der American Society of Plastic Surgeons (ASPS) wurden im Jahr 2021 in den Vereinigten Staaten 3718.700 Brustvergrößerungsoperationen durchgeführt. In Deutschland belief sich die Anzahl der entsprechenden Eingriffe im gleichen Zeitraum laut Statista auf 66.900.

Natürlich sind Brustimplantate nicht einfach über Nacht aufgetaucht. Die Brustvergrößerungs-Chirurgie hat eine lange und bisweilen seltsame Geschichte. Dr. Vishnu Rumalla und das Team der Plastischen Chirurgie von Tarrant möchten Ihnen die Entwicklung der Brustimplantate näher bringen und Ihnen erklären, wie die Operation zu dem wurde, was sie heute ist.

Das späte 19. Jahrhundert: Die erste Brustvergrößerungsoperation

Die erte Operation zur Brustvergrößerung wurde 1895 in Deutschland von Dr. Vincenz Czerny durchgeführt. Der Eingriff kann technisch als Brustrekonstruktion angesehen werden und war seiner Zeit weit voraus.

Einer Opernsängerin wurde ein Tumor aus der linken Brust entfernt, und sie war besorgt über ihr Aussehen. Dr. Czerny entfernte einen apfelgroßen Fetttumor aus dem unteren Rücken der Opernsängerin und setzte ihn in die Brust ein.

Anfang des 20. Jahrhunderts: Verhängnisvolle Implantat-Experimente

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts versuchten viele andere Chirurgen und Ärzte, die Größe und Form der Brüste mit verschiedenen Methoden zu verbessern. In vielen Fällen waren diese Vergrößerungsversuche unklug und geradezu gefährlich und führten zu schrecklichen Komplikationen.

Einige frühe Brustimplantate wurden angeblich aus den folgenden Materialien hergestellt:

  • Glaskugeln
  • Elfenbein
  • Gemahlener Gummi
  • Ochsenknorpel
  • Wolle
  • Schwämme
  • Polyäthylen

Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts: Gefährliche Augmentationen durch Injektionen

Es gibt auch Berichte über japanische Prostituierte, die 1945 versuchten, ihre Brüste durch Injektionen zu vergrößern. Einige der Materialien, die in die Brüste injiziert wurden, waren:

  • Paraffin
  • Ziegenmilch
  • Industrielles Silikon

Was das Silikon betrifft, so gibt es Berichte darüber, dass plastische Chirurgen in den 1950er und 1960er Jahren auch Silikon in die Brüste von Frauen injizierten. Diese Eingriffe führten häufig zu Silikongranulomen und Verhärtungen der Brüste, beides Probleme, die eine Brustamputation als Behandlung erforderlich machten.

1945-1950: Lappenbasierte Brustvergrößerungsoperationen

Aufbauend auf der Innovation von Dr. Czerny gab es zwei bemerkenswerte Verfahren zur Brustvergrößerung, bei denen das eigene Gewebe der Patientinnen verwendet wurde, um die Größe und Form ihrer Brüste zu verbessern. In den Jahren 1945 und 1950 rotierten Dr. Morton I. Berson bzw. Dr. Jacques Maliniac die Brustwand ihrer Patientinnen, um deren Brüste zu vergrößern.

1961-1962: Das erste Silikon-Brustimplantat

Brustimplantate, wie wir sie heute kennen, kamen erst um 1961 auf. In diesem Jahr entwickelten und erfanden die amerikanischen plastischen Chirurgen Dr. Thomas Cronin und Dr. Frank Gerow das erste Silikon-Brustimplantat. Die erste Brustvergrößerungsoperation mit Silikonimplantaten wurde 1962 durchgeführt.

1964: Das erste Brustimplantat aus Kochsalzlösung

Die Brustvergrößerungschirurgie machte nicht allzu lange nach der Einführung des Silikonimplantats einen weiteren Schritt nach vorn. Das französische Unternehmen Laboratoires Arion entwickelte 1964 ein salzhaltiges Brustimplantat, das aus einer mit Kochsalzlösung gefüllten Silikonhülle bestand.

1976: Beginn der FDA-Regulierung

Ab 1976 begann die Food and Drug Administration (FDA) mit der Regulierung von Brustimplantaten, um sicherzustellen, dass diese Medizinprodukte sicher und ordnungsgemäß zugelassen sind.

Aufgrund gesundheitlicher Bedenken wurde in den USA von 1992 bis 2006 ein Moratorium für Brustimplantate aus Silikon verhängt.

2024: Verpflichtendes Brust-Implantatregister in Deutschland

Seit dem Sommer 2023 übermitteln Kliniken im Pilotbetrieb erste Daten zu Brustimplantaten an das Implantatregister Deutschland. Der reguläre Betrieb ist für den Anfang des Jahres (2024) vorgesehen. Das Implantatregister Deutschland (IRD) wurde eingeführt, um die Sicherheit und Qualität von Implantaten sowie die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten künftig zu optimieren.